Ziele-Metaphorik für Anfänger und Fortgeschrittene
Neulich sind wir fleißig im Tiefschnee den Hang hochgestiefelt. Zwerg 2 fand es zu nass und zu anstrengend, sodass ich sie hochtragen musste. Schon nach der Hälfte habe ich mich gefragt, warum ich mir das antue. Einen Schritt vor den anderen, nahezu meditativ, ein Schritt geht noch. Oben. Allein der Ausblick hat die Strapazen sofort wieder wett gemacht. Fernblick bis in die Schweizer Alpen. Unfassbar wie schnell der Mensch vergisst. Und wie manchmal auch ein fernes Ziel (die lange Rodelabfahrt und der schöne Ausblick) durch viele kleine, mühsame Schritte erreicht wird. Genug Jahresanfangsmetaphorik.
Es ist ein wenig erschreckend wie sich im Januar die Einladungen zu „Ziele“-Bootcamps häufen. Ein Titel lautet zum Beispiel: „Machen Sie 2021 zu Ihrem Jahr“. Ehrlich jetzt? In einem Jahr, in dem im Grunde nicht mal der Sommerurlaub sicher ist, soll man seine Ziele aber möglichst mit seinen eigenen Werten und Stärken abgleichen und besser aneinander ausrichten. Dabei kann man Vieles davon aktuell weder leben noch fühlen.
Ja, es stimmt schon. Aus der Positiven Psychologie ist bekannt, dass Zielerreichung durch ein gesteigertes Selbstwertgefühl ebenfalls zu mehr Zufriedenheit, einem gesteigerten Wohlbefinden und einem höheren Glücksgefühl führt.
Wenn Sie also zu denjenigen gehören, die auch eine Pandemie nicht vom Ziele-Setzen abhält, dann machen Sie mit diesen Kriterien sicherlich nichts falsch:
- Konkret und schriftlich/bildlich/kreativ festgehalten (und am besten schon mit der gesamten Verwandtschaft geteilt)
- Machbar/ realistisch
- Attraktiv (Was wünsche ich mir wirklich?) und herausfordernd
- Passend zu Ihren anderen Zielen und Ihren persönlichen Werten
Kommt Ihnen ziemlich SMART vor? Dann sind Sie wohl ein fortgeschrittener Ziele-Setzer. Mit Ausnahme vom letzten Punkt (Werte). Wenn Sie also zum Beispiel ein sehr geselliger Mensch sind, der von Neugier und Offenheit getrieben ist, könnte ein privates Ziel in diesem Jahr doch zum Beispiel sein, in zwölf Wochen mindestens drei neue private Kontakte zu ermöglichen. In Zeiten, in denen man sich nicht spontan in der Kneipe am Tresen trifft oder bei der S-Bahn-Fahrt unterhält, ist das sicherlich etwas schwieriger als sonst.
Eine digitale Option wäre da Mysterycoffee. Eine virtuelle Kaffeepause im Homeoffice quasi als Ersatz für den Kaffeeküchenklatsch – und tratsch, den man sonst im Unternehmen ebenfalls gratis bekommt. Nach einmaliger Anmeldung und Benennung der zeitlichen Präferenzen, bekommt man wahlweise einen Kaffeeklatschpartner aus der ganzen Welt oder auch eine neue Kollegin aus der eigenen Firma zugeschanzt.
Ziele für Fortgeschrittene: Woopst Du Schon?
Wer in dieser Zeit lieber an seinen Zielen weiterfeilen möchte, der könnte es in diesem Jahr mal mit einer weiteren Technik probieren. Die WOOP-Methode (www.woopmylife.org) aus dem Buch „Die Psychologie des Gelingens“ von Prof. Gabriele Oettingen widmet sich dem Effekt der mentalen Kontrastierung. Die Abkürzung steht übersetzt für "Wunsch, Ergebnis, Hindernis und Plan" und bedeutet stark verkürzt, dass man sich im Vorfeld nicht nur seinen Wunsch näher betrachtet, sondern auch zumindest gedanklich schon mal die ein oder andere Hürde aus dem Weg räumt. Für die Digital Natives unter uns geht das sogar mit der Woop-App. Ein Beispiel: Wenn ich heute Abend die Flasche Riesling in meinem Kühlschrank sehe, greife ich stattdessen beherzt zum Staudensellerie oder auch wenn eine Nachricht in meinem Messenger-Account blinkt, sortiere ich meine Socken nach Lieblingsfarben. Sie wissen schon, was ich meine.
Wenn ich „woope“ (Achtung: woopen ist vielleicht das neue googeln), muss ich übrigens immer Salt-N-Pepas „Shoop“ oder auch „Whoomp“ von Tag Team summen. Beides wunderbare Ohrwürmer aus den 90ern wie ich finde.
Bleiben Sie beschwingt.