Sie haben bei sich im Unternehmen am Mittwoch gemeinsam zu Mittag gegessen, am Donnerstag sind alle, die wollten noch auf ein Feierabend-Bier in die nächstgelegene Kneipe gezogen und es gab meist ein sportliches Team, welches sich gemeinsam auf den nächsten Firmenlauf vorbereitet hat? Rituale und Unternehmenskultur gehen Hand in Hand. Was passiert dann eigentlich, wenn die Rituale auch im zweiten Corona-Jahr so nicht stattfinden können?
Ist es dann vorbei mir der Kultur im Unternehmen? Und wie können Sie das als Mitarbeitende und Unternehmer lösen? Eine Besonderheit dieser liebgewonnenen Rituale ist ja, dass sie häufig aus dem Kreise der Mitarbeitenden heraus entstanden sind. Und hier sind wir vielleicht schon bei einem entscheidenden Erfolgskriterium dieser Rituale: Sie entstehen aus der Mitte der Belegschaft und sind nicht von „oben“ vorgegeben. Ein erster Schritt wäre also: Sprechen Sie die Sache offen an! Wie können wir in diesem Jahr schöne gemeinsame Rituale erleben? Wie können wir unsere Geburtstagsschnittchen-Runden ersetzen? Und kommen Sie am besten gleich selber mit mindestens drei guten Vorschlägen.
Mit Improtheater-Methoden Gegen das Virtuelle KOMA
Eine beliebte Möglichkeit um gemeinsam neue Ideen zu generieren stammt aus dem Improvisationstheater (z.B. bei Susanne Schinko-Fischli) und lautet die „Ja UND….“-Methode. Reihum wird im nächsten Videocall auf das Stichwort „Geburtstagsrunde“ mündlich produziert was das Zeug hält. Nacheinander reihen alle Teilnehmenden ihre Ideen aneinander indem Sie die Idee des Vorredners mit „Ja UND…“ erweitern. An dieser Stelle sind keine Einschränkungen in Bezug auf Budget und Co erlaubt, sondern man darf erstmal wild assoziieren. Ganz am Ende wählen die Beteiligten sich dann gemeinsam etwas aus, was sie ausprobieren möchten. Nutzen Sie die Schwarmintelligenz!
Viele Business-Improvisationstheater bieten inzwischen intelligente Team-Angebote für die virtuelle Welt an. Aber auch gemeinsames Quizzen (Virtuelles Kneipen-Quiz), ein virtuelles Schokotasting oder auch gemeinsames ackern und ernten (z.B. Ackerpause) kann die Zusammengehörigkeit im Team erhöhen und die Teamsynapsen neu beflügeln.
Aber auch Formate, die keine oder wenig Kosten verursachen, sind virtuell möglich:
1. Reise-Fotoshow: Zugegeben es klingt auf den ersten Blick etwas zynisch, aber vielleicht ist ja gerade jetzt der richtige Moment, um einmal im Monat Reisefotos und spannende Erlebnisse nicht nur aus heimischen Sehnsuchtsorten anzubieten. Auch ein Thema wie „Urlaub machen ohne zu verreisen“ könnte doch ein spannender Vortrag sein.
2. „School of Life“-Vorträge oder Mitarbeiter schulen Mitarbeiter: Viele KollegInnen nutzen die aktuelle Zeit um sich selber fortzubilden von „Tiefseeangeln“ über „Ballaststoffreiche Ernährung“ bis hin zu "Positiver Psychologie". Sie werden überrascht sein, was man da alles so lernen kann.
3. Ein selbstgestalteter Quiz-Abend und der Verlierer bäckt dem Gewinner einen Kuchen oder bringt ihm eine Flasche Wein vorbei.
Hurra - Wir haben einen Unterschied im Team!
Bei all den gut gemeinten digitalen Angeboten darf man aber nicht vergessen, dass es, wie auch schon zuvor verschiedene Menschen und Konsumenten-Typen gibt.
Da ich Vierfelder-Tafeln liebe, hier mal meine vereinfachte Kategorisierung dazu. Wichtig ist zu verstehen, dass die Gruppe derer, die bei einem digitalen Angebot vor Begeisterung in die Hände klatschen, relativ klein ist. Das ist nämlich ausschließlich der Typ 3 (= Digital sozial) und damit all diejenigen Menschen, die sowohl auf ein digitales als auch ein soziales Angebot mit viel Offenheit und Neugierde reagieren. Das sind eben nicht unbedingt diejenigen, die in Vor-Corona-Zeiten noch zu fast jedem After-Work-Event mitgetingelt sind und beim Oktoberfest klatschend auf den Bänken gestanden haben (Typ 4 = Analog sozial). Der Typ 4 ist froh, wenn er am Abend den Laptop endlich mal abschalten kann. Der Typ 1 (= "Lonely Rider") mochte schon früher weder die Geburtstagsrunden, noch die ganzen digitalen neuen Angebote. Er war maximal bei sozialen "Pflichtterminen" anzutreffen und hat auch dabei in der Regel nicht unbedingt viel Freude versprüht. Und dann gibt es da noch den Typ 2 ("Digital Native"), der probiert den Digital Escape Room zwar gern mal mit aus, aber eher aus technischem Interesse. Dieser "Typ" meidet nicht-arbeitsbezogene Events in der Regel. Und damit sieht man schon, dass der Kreis derer, die man mit einem - wenn auch gut gemeinten - sozialen, virtuellen Event erfreuen kann, relativ klein ist. Es hilft auf jeden Fall sich immer wieder zu verinnerlich, dass jeder Kollege andere Bedürfnisse hat. Vielleicht hilft Ihnen auch die Graphik, um darüber mit Ihren KollegInnen oder MitarbeiterInnen ins Gespräch zu kommen und dann gemeinsam zu überlegen, wie sie trotzdem einen Team-Tag organisieren können, der für möglichst viele von Ihnen Nutzen und Gemeinschaftssinn stiftet.