Sabine Waldmann, Autorin und Künstlerin eines Selbstcoaching-Programms mit wundervollen Bildkarten rät zu einer jährlichen Selbstinspektion
Sabine Waldmann (57 Jahre) und ich haben den gleichen Organisationsentwicklungskurs in Heidelberg besucht. Sie ist eine geschätzte Kollegin und seit fast 20 Jahren als selbstständige Coachin und Trainerin mit ihrer Firma Coachinglight in der Mitte Deutschlands unterwegs. Über Linked-In habe ich erfahren, dass sie nun auch als Künstlerin tätig ist und ihre eigenen Coaching-Karten auf den Markt gebracht hat und das, obwohl sie bis vor einem Jahr gar nicht zeichnen konnte. Da bin ich neugierig geworden und habe sie zu ihrem Selbstcoaching-Programm („Ärgern könnte ich mich stündlich - muss ich aber nicht“) und ihrem entdeckten Talent befragt.
Liebe Sabine, woran arbeitest Du gerade?
Ich stelle gerade zusammen, welche Bilder ich mit welchem Spruch verbinden will. Ich arbeite an einem neuen Kartenset zum Thema „Veränderung“, welches voraussichtlich um die Weihnachtszeit herum erscheinen soll. Dazu soll es 2022 auch ein Buch zur beruflichen (Neu)-Orientierung geben.
Dabei ist Dein erstes Coaching-Kartenset gerade erst erschienen und Du arbeitest schon an dem Folgeauftrag. Herzlichen Glückwunsch! Du hast es mit Deinem Selbstcoaching-Programm sogar auf die Titelseite des aktuellen Verlagskatalogs geschafft. Und das, obwohl Du sagst, dass Du bis vor kurzem gar nicht wusstest, dass Du zeichnen kannst.
Das stimmt. Als ich meinen Kindern, als sie klein waren, einen Hund zeichnen sollte, sah der eher aus wie ein Schwein - also so ein Dali-Schwein. Es hätte im Grunde auch eine Giraffe sein können. Ich konnte es nicht.
Das musst Du mir näher erklären. Wie lernt man „über Nacht“ zeichnen?
Vor zwei Jahren im Sommer wollte ich eigentlich „Handlettering“ lernen, um Flipcharts für meine Workshops besser zu gestalten. Ich habe mir dafür einen Aquarell-Kasten gekauft und den dann dreimal benutzt, um festzustellen: Das Handlettering ist nicht so meins.
Als ich dann im Februar letzten Jahres so starke Schmerzen hatte, dass ich trotz fetter Medikamente nicht mehr wusste, wie ich heiße, wollte ich etwas machen, um mich davon abzulenken. Und dann fiel mir dieser Kasten ein. Anfangs habe ich nur so vor mich hin gekritzelt. Über die Plattform „Happy Painting“ (Clarissa Hagenmeier), die einen sehr niederschwelligen Zugang zur Malerei bietet, habe ich dann begonnen, Bilder zunächst abzumalen und festgestellt: Das kriege ich auch hin. Eines meiner ersten Bilder war dann die Kuh. Dann habe ich mir bessere Pinsel und mehr Farben zugelegt. Und daraus wurde mit der Zeit immer mehr.
Wann hast Du Deine Bilder der Öffentlichkeit gezeigt?
Anfangs habe ich die Bilder meiner Familie gezeigt und irgendwann habe ich das Bild der Kuh in eine Malgruppe gestellt. Daraufhin kamen über 200 motivierende Rückmeldungen und ich habe gedacht, mich haut es aus den Socken. Erst danach habe ich mich getraut, auch irgendwann etwas bei Facebook online zu stellen. Dann hat meine Tochter mich darauf hingewiesen, dass es ja auch noch Instagram gäbe. Und der Rest ist Geschichte.
Finde etwas, was diesen Flow-Moment erzeugt
Hattest Du dann eigentlich noch Schmerzen?
In dem Moment, in dem ich male, sind meine Schmerzen weg.
Das ist wie ein geschützter Raum. Im Coaching sage ich meinen KlientInnen manchmal: Finde etwas, worin Du so versinken kannst, dass Du keine Belastung empfindest. Es sollte irgendetwas geben, was diesen Flow-Moment erzeugt. Dass das für mich das Malen ist, hätte ich bis vor kurzem selbst nicht gedacht.
Woher kommen Deine Sprüche?
Ich sammle seit über 20 Jahren Postkarten für meine Coaching-Arbeit, aber diese Sprüche sind urheberrechtlich nur sehr schwierig zu verwenden. Aus dieser Notwendigkeit heraus, dass Du einen einzigartigen Spruch brauchst, sind seit August letzten Jahres alle Sprüche meine eigenen Sprüche. Manchmal wache ich schon mit einem Spruch in Gedanken auf, der muss dann gleich festgehalten werden.
Woher kommen Deine Inspirationen?
Es gibt unendlich viele Inspirationsmöglichkeiten, wenn man die Kanäle offen hat.
Ich hole mir Inspirationen aus allen Ecken und Enden, manchmal sind es Naturdokumentationen, manchmal ist es ein Foto. Ich male viel von Fotos ab. Es gibt so irrsinnig witzige Tierfotos.
Gibt es in dem Kartenset Dein persönliches Lieblingsbild?
Da alle Bilder direkt aus meinem Herzen kommen, kann ich mich nur schwer entscheiden. Entweder das mit den Füßen, die gerade Anlauf nehmen oder das mit der Hummel und der Frage nach der Flugpause, aber auch der Dackel, der Panther („Deine Stärke ist immer da“), der Wolf („Welchen Wolf fütterst Du?“), „die Frau am Mikrofon“, die Maske. Das sind so die Wichtigsten. Die Giraffe liebe ich auch. Also, wenn ich mich entscheiden müsste: dann das mit den Füßen.
Das wäre auch mein aktueller Favorit.
Was ist denn, Deiner Meinung nach, das Besondere an Deinem Kartenset?
Ich denke es sind drei Dinge: Das erste ist das Bild selber. Das macht Dir, ohne dass Du darüber nachdenkst, das Herz auf oder nicht. Das zweite ist der Spruch, der Dich anspricht, und erst dann schaust Du Dir die Fragen dazu an. So hast Du in ganz kurzer Zeit einen Zugang zum Problem hinter dem Problem. Dadurch gehen Türen auf, die lange verschlossen waren, und zwar ohne, dass Du Dich anstrengen musst. Du kommst an Dinge ran, an die Du vorher nicht mal gedacht hast. Und das funktioniert unabhängig vom Alter, Intellekt oder Geschlecht. Systemisch gesprochen kannst Du in Sekundenschnelle jemanden positiv verstören.
Wer ist die Zielgruppe für die Coaching-Karten?
Alle Menschen, die sich momentan beruflich umschauen – also in Entwicklungsprozessen sind. Ich stelle aber auch fest, dass die Karten auch für Menschen sind, die an einer persönlichen Frage „herumknabbern“, bei dem die Bilder der Öffner sind zu den inneren Gefühlen. Alle möglichen Entwicklungsprozesse sind mit diesem Kartenset zu bearbeiten.
Da entsteht eine Dynamik, Die ist der Knaller
Welche Anwendungsmöglichkeiten kennst Du noch?
Ich kenne verschiedene Gruppen von Menschen, die sich treffen, um mit den Karten zu „spielen“. Da entsteht wohl eine Dynamik, die ist der Knaller. Ich kenne auch Menschen, die es im beruflichen Kontext als Berater oder Therapeuten einsetzen und damit Türen bei ihren KlientInnen öffnen, die über Wochen und Monate verschlossen waren. Das berührt mich irrsinnig.
Kannst Du Anderen, ausgehend von den Erfahrungen, die Du gemacht hast, etwas raten?
Es gibt da einen Spruch, der lautet: „Folge Deinem Herzen, aber nimm Dein Hirn mit“. Das beschreibt ganz gut, wie wir mit unserem Leben umgehen sollten. Wir vergessen oft völlig, wie tief unsere Emotionen das Rationale mit beeinflussen. Ich hätte gerne, dass die Menschen besser miteinander kommunizieren. Und das kann ich nur, wenn ich mich gut kenne, wenn ich weiß, wer ich bin und was ich brauche. Und das kann ich nur rausfinden, indem ich mich selber auf den Prüfstand stelle – auch unabhängig davon, ob ich mich gerade beruflich verändere. Du wirst kein einziges Auto zehn Jahre fahren, ohne es auch nur ein einziges Mal zur Inspektion gebracht zu haben. Das weiß jeder. Aber selber so eine kleine Inspektion machen…?
Wie oft empfiehlst Du denn Jedem so eine Selbstinspektion?
Das kommt darauf an. Wenn Du zum Beispiel (noch) keine Kinder hast oder deine bereits aus dem Haus sind, solltest Du zumindest jährlich eine machen, um heraus zu bekommen: Wo willst Du eigentlich hin, bist du noch auf dem richtigen Weg?
Wenn Du Kinder hast, solltest Du es einmal im halben Jahr machen, denn Du vergisst Dich sonst sehr gerne. Mit kleinen Kindern und Partner und allem, was so wichtig ist, da kommt man selbst oft als allerletztes.
Liebe Sabine, ich danke Dir herzlich für dieses Gespräch und dieses wertvolle Kartenset.
Das Coaching-Kartenset "Ärgern könnte ich mich stündlich - muss ich aber nicht" bekommen Sie direkt über die Autorin Sabine Waldmann oder im Buchhandel.
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